Experimente mit dem Erbgut


Die Wissenschaftler erklären sich zu Göttern, während der wahre Gott mit ihnen spielt wie mit Kegeln auf der Bowlingbahn. Das sieht man, wenn die wissenschaftliche Diskussion in den Medien ganz falsche Wege geht. Aber auch im wissenschaftlichen Diskurs irren die Macher in Bezug auf die Verarbeitung von Genmaterial des Menschen (aber auch der Tiere), der Frage des Klonens, der künstlichen Lebensverlängerung, der medizinischen Anwendung von Genmaterial und Stammzellen. Ethiker denken sich die Hirne wund im Bemühen zu erklären, wo die Grenzen der Machbarkeit sein sollten und welche Zukunft uns bevorsteht auf diesem Wissenszweig. Zwei Lager stehen sich wie immer diametral gegenüber: auf der einen Seite die Machbarkeitsfanatiker, die wie immer gewinnen werden, auf der anderen Seite die ethischen Skeptiker, die wie immer ein endloses Rückzugsgefecht leisten werden und am Schluss irgendwelche dummen Ausreden finden, warum das Ganze trotzdem von Nutzen sein soll.

So war es mit allen wissenschaftlichen Erfindungen. Vom Auto über das Flugzeug, die Kernkraft und die Biologie des Machbaren. Immer ist der Mensch am Schluss das Opfer seines Hirns und seines Wissens. Er kennt die Grenzen im wahrsten Sinne der Wortes nicht, weder diejenigen der Machbarkeit noch diejenigen des Denkens. Eine Auto kann gesehen werden als nützliches Fortbewegungsmittel. Doch in der Masse der Anwendung ist das Auto nichts anderes als eine raffinierte Vergasungsmaschine, die  sich des Mobilitätsdrangs der Menschen bemächtigt, um die Welt der Selbstvernichtung infolge Schädigung des Klimas, Unatembarkeit der Luft und Verlustes der während Milliarden von Jahren gebildeten Ressourcen zuzuführen. Das gleiche gilt eigentlich für sämtliche wissenschaftlichen "Errungenschaften" der Menschheit und keine Ethik oder Moral hat diesen Wahnsinn je zum Stoppen gebracht. Im Gegenteil: Heute, wo wir das Endresultat schon sehr gut erkennen können, ist der Höhepunkt der Massenvernichtung noch nicht erreicht und wir streben immer noch einem neuen Klimax entgegen.

Wir werden diese kleine Erde der Vernichtung zuführen, dies ist ganz gewiss. Eines der mächtigsten Schwerter bei diesem letzten Kampf wird die Machbarkeit in der Genmanipulation sein. Die Machtmenschen werden mit der Bekämpfung von Krebs und anderen Krankheiten beginnen und dann nicht ruhen, bis die Wissenschaftler Arbeiter und Soldaten aus dem Hut gezaubert haben, die den normal erzeugten Menschen "ersetzen" oder gar überflüssig machen. Doch dies ist nur der Anfang. Man wird versuchen, künstliche Mozarts, Bachs, Shakespeares, Picassos und Einsteins zu erzeugen und schlussendlich wird noch das Universalgenie Delavy dran glauben müssen und ich werde mich nicht dagegen wenden können. Und schliesslich sind alle diese "Produkte" nur der verlängerte Arm eines menschlichen Irrdenkens, das bei den alten Griechen begonnen hat, über das Altertum, das Mittelalter in die Neuzeit hinein sich fortgesetzt hat bis zum Zeitpunkt, wo die Macht der Technologie und des Wissens sich selbst ad absurdum geführt hat und in der Zukunft damit enden wird, dass wir uns selbst aus dem Universum verbannen. Denn auch die gescheitesten Köpfe denken eben nicht im wahren Sinne des Universums und der Überlebensfähigkeit ethisch, sondern immer nur nutzbringend ethisch - auch ein Ausfluss des kapitalistischen Nutz- und Gelddenkens, das einfach nicht mehr aus den Köpfen der hier lebenden Menschen zu verbannen ist.

Der Beweis: Ein Wissenschaftler - der vor hundert Jahren ganz klar vorausgesagt hätte, dass die technologischen Bomben so angewendet werden, dass eben nicht eine nützliche Sache entsteht, sondern im Endeffekt eine sich selbst Zerstörende - steigt heute in ein Grossraumflugzeug, verschwendet keinen Gedanken darüber, wie viel an der Welt kaputt geht, bis er in Tokio beim Kongress landet und dort steigt er in ein Taxi, das im Massenverkehr der Megastadt im Stau seine Gase absondert; er kapiert immer noch nichts und schliesslich steht er am Mikrophon in einem Hochhaus, wo alles künstlich klimatisiert wird und spricht von den Gefahren des Lebens zur Zeit der ökologischen Katastrophen sowie von der seines Erachtens möglichen Rettung aus allen Übeln mit Hilfe der Aufschlüsselung des Genoms. Dabei ist die einzig real existierende Katastrophe das missgebildete Hirn dieses Grosssprechers der Wissenschaft.

"Wir sind vom Wahnsinn umzingelt", sprach mein Putzmann, wenn er jeweils am Freitag Morgen in mein Haus trat und wir lachten beide wie die Affen. Wir wussten, was gemeint war. Dieser Mann, der als Folge der Leistungen, die der Beruf des Häuserreinigens abverlangt, kurz nach dem sechzigsten Altersjahr starb, war zehnmal intelligenter als all die selbsternannten Schaffer von Wissen der unnützen und selbstvernichtenden Art des 21. Jahrhunderts. Es braucht offenbar ungeheuer wenig Intelligenz, um Wissen zu schaffen und wahnsinnig viel Intelligenz, um das Endresultat von Wissenschaft zu erkennen. An dieser Diskrepanz wird die Welt nicht genesen, sondern ganz langsam und ganz sicher zugrunde gehen. Und alle hätten es wissen können und keiner wollte es wirklich wissen, denn was kann es Schöneres geben, als sich die irreale Wirklichkeit selbst modellieren zu wollen und damit Gott zu spielen? Wir Menschen sind eben doch die ungebildeten und unwissenden Allmächtigen dieses Planeten.