Ein kleiner japanischer Bub streichelt den Kopf eines metallenen Hundes, der kläfft, mit dem Schwanz wedelt und mit den Augen zwinkert; ein stupides Spielzeug-"Wunderwerk", das den Knaben vor aller Öffentlichkeit zum Dummkopf degradiert. Die Tagesschausprecherin - sie erwartet selbst ein Kind und ist im sechsten Monat schwanger - ist ausser sich vor Begeisterung. Sie erzählt aufgeregt, bald würden raffiniertere Spielsachen erfunden, wo der Unterschied zwischen einem lebendigen und einem Computer-Hund kaum mehr auszumachen sei.
Auch andere Spielroboter sind an der Ausstellung zu sehen: Man sieht klotzige, zweibeinige Roboter, die versuchen, einen Fussball in ein gegnerisches Tor zu schiessen. Die Verteidigung ist präsent und versucht tapsig, das grosse Unglück des Toreschiessens zu vermeiden. Wieder grinst die Tagesschausprecherin in den Teleprompter und liest dort ab, wie toll die Sache doch sei. Eines fernen Tages wären diese maschinellen Fussballblödiane fähig, auf höherem Niveau als Maradona in seinen besten Tagen zu spielen.
Da sind wir wieder. Der Roboter ersetzt den Menschen und alle grinsen zufrieden in die Welt. Wir, die Götter der Maschinen, schaffen Werke, unsterbliche Werke aus teurem, rostfreiem Stahl, mit Megahirnen, mit immer besseren Gelenken und Bewegungsabläufen, Erkenntniscomputer mit der Fähigkeit zur Raum- und Zeitkoordination. Wir sind glücklich, wir sind selig, wir ersetzen uns beim Schach, beim Fussballspiel, beim Produzieren sämtlicher Güter der Welt, bei Dienstleistungen der Banken, der Computer sagt uns im Internet, welche Anlage wir tätigen sollen, welchen Fernseher kaufen, welche Versicherungspolice abschliessen, wie unser Haus gegen Einbrecher zu sichern sei, welche Computer-Fussball-Mannschaft gegen welche andere Computer-Mannschaft wie hoch gewonnen hat, wie ein Mega-Computer einen Wettstreit über die höchste Intelligenz der Erde gegen einen anderen Mega-Computer gewonnen hat und schliesslich, wie wir es machen müssen, damit wir nicht dauernd im WC neben die Schüssel pissen oder vergessen, vorher den Deckel zu öffnen.
Der Mensch lässt sich immer mehr von technologischem statt von geistigem Wissen verblüffen, er ist selig über seine maschinelle Allwissenheit und wird im Alltag immer dümmer. Das Schlimmste am geschilderten Tatbestand ist, dass dies kein Mensch ernsthaft als reale, jetzt stattfindende Entwicklung erkennen kann und will und keine Instanz vorhanden ist, um den Niedergang unserer Zivilisations-Unkultur zu stoppen.
Ich mag eigentlich gar nicht mehr über diese Banalitäten des Bösen schreiben, denn noch schlimmer als der geistige Unverstand einer Entwicklung ist die Front gegen alles, was hier keucht und fleucht im Bestreben, wieder eine lebenswerte geistige Zivilisation zu schaffen. Utopisten dieser Art kriegen kein Bein mehr auf den Boden, während sich die Real-Utopisten der ausserirdischen Esoterikwelten und ihrer irdischen Roboterwesen herrlich potenzieren dürfen, von keinem Windhauch des Zweifels berührt.