Grosses Erstaunen zu Beginn des Jahres 2001: Die Börsenkurse purzeln ins Bodenlose, die Indexe des New Market, der Titel für die Phantasten der New Technology, verlieren mehr an Wert, als an Aktienwerten in der ganzen Börsengeschichte je vernichtet worden ist. Ganze Manager-Etagen werden von anderen Unfähigen in die Arbeitslosigkeit geschickt, wo diese sich sammeln zu neuen Heldentaten. Verwaltungsräte, die Mist gebaut haben, treten in corpore zurück unter Hinterlassung von Investitionsleichen und stürzenden Kursen eigener Aktien, nachdem sie sich jahrelang gesund gestossen haben an den ihrem Personal weggestohlenen Honoraren. Spezialistentrupps der Beraterfirmen werden in die Wüste geschickt und dürfen mit Klagen gegen ihre zu hohen Beratungsgelder rechnen, nachdem sie die zu beratenden Gesellschaften in die Irre des Grössenwahnsinns gebracht haben. Andere noch nicht Betroffene geben Interviews in den Zeitungen und blähen sich auf, dabei hatten sie bisher nur Glück, dass sie von der eigenen Blödheit noch nicht eingeholt worden sind, und alle, alle machen mit bei diesem Wahn kollektiver Selbstverblödung, aufgrund einer Situation, die keiner kommen sah, doch von der alle nun wissen wollen, warum und wie es geschehen konnte.
Es ist immer das Gleiche: Jene, die schon immer das grosse Wort geführt haben in der Vergangenheit, blustern sich mit allen Mitteln der Medienwissenschaft auf in der Gegenwart, bauen neue Krisen für die Zukunft und erfinden dabei immer neue Wörter der Irreführung. "Gewinnwarnungen" werden zu Hauff ausgegeben, ein Wortunsinn - leider nicht ohne Beispiel; zu viele solche wahrheitsverklärende Worte sind bereits im Umlauf. Das Wort bedeutet nicht etwa, dass vor zu hohen Gewinnen zu warnen sei, wie in der Vergangenheit, Gewinne die sich später als Verursacher von Verlusten erwiesen, sondern es sind schlicht Warnungen an die Aktienbesitzer, dass sich die vergangenheitlichen Gewinne bald einmal in Verluste umwandeln könnten. Nun sind also alle gewarnt, die Aktien noch länger im Portefeuille halten und deren Werte auf viel zu hohen Gewinnerwartungen basieren. Diese Codeworte bilden einen Geisteskreis des Selbstbetruges, den denkende Menschen nicht erst am Schluss, sondern schon zu Beginn hätten erkennen sollen. Eine reiche Privatbank in Zürich hat hundert Millionen in ein Internetprojekt gebuttert, erkennt nach Jahren des Selbstversuches endlich, dass alles unrealisierbar wird, stoppt die ganze Übung, entlässt alle hochbezahlten "Informatik-Spezialisten" von einem Tag auf den anderen mit Schimpf und Schande und verliert am folgenden Tag 15 Prozent des Aktienwertes an der Börse. Die über Jahre beste Fluglinie der Welt, die Swissair, hat dem weltweit operierenden Beratungsriesen McKinsey schaufelweise Geld in den gierigen Schlund geworfen für ein Konzept der Zukunftsentwicklung, das nun diese Gesellschaft in den Konkurs zu stürzen droht, der ganze Verwaltungsrat tritt ab, die Presse, welche diese Gesellschaft während Jahren für diese Konzepte gerühmt hat, unterstützt zur Abwechslung die Kritiker dieser Gesellschaft, die nur ein Nochmehr an Verkehr predigen, sie dürfen sich in den Medien starengleich verbreiten. Alle schreien nach fähigen Sanierern, doch diese haben in der Vergangenheit bereits anderswo Dummheiten begangen, am Schluss wundern sich die gleichen Mitläufer des täglichen Geschehens, wenn die neuen Manager nach nur zwei Monaten in die Wüste geschickt werden, doch auch dies ist wieder ein Grund, in den Mediengefässen leeres Stroh zu dreschen.
Und schon rufen die besonders Schlauen unter den Neoliberalen nach dem "Staat", nachdem die wirtschaftsgläubigen Politiker jahrelang den Theorien des Shareholder value das Wort geredet haben, viele Reiche steuerfrei noch reicher geworden sind am Mehrwert ihrer Wertschriften-Depots, doch zuletzt sollen die hochbesteuerten Arbeitnehmer, die immer schon mit ihren Gehältern die Steuern bezahlten und mit den zu tiefen Löhnen die Phantasiebonusse der Geschäftsleitungen finanzierten, nun sollen also diese Unschuldigen, die zuvor zum Teil haufenweise entlassen wurden zu Lasten eben dieses Staates, die Gelder vorstrecken zur Rettung dieser Leichen des Geldwahns, sie sollen also jene vor Verlusten retten, die sie gnadenlos ausgebeutet haben, und damit in der Folge dem Staat Bürden aufzwingen, die dazu führen, dass noch mehr Schuldenberge sprich Staatsverschuldungen zu Lasten ihrer Kinder und Kindeskinder hinterlassen werden, und dies, obschon es die reichen Konservativen und Neoliberalen sind, die in den USA, in Deutschland, in der Schweiz, eigentlich überall in der westlichen Welt, nach Steuergeschenken schreien und nach Entlastung von Staatsbürden zu Gunsten der öffentlichen Leistungen, bis sie sogar ihren Shareholder Wahn refinanziert haben wollen von eben diesem Staat, der ihnen bisher - bis zu ihrer Finanzforderung zum Schutz vor Verlust ihrer Vermögen - lästig geworden war. Verlogenheit auf der ganzen Linie durch die massgebenden Wortführer in unserer Gesellschaft gilt als Programm ihres Wirtschaftsprimats über die Politik und die Ethik.
Es ist nicht erklärbar, warum niemand diese Zusammenhänge thematisiert und sie klar und übersichtlich in die Medien bringen kann. Es bleibt die Erkenntnis, dass weder die massgeblichen Politiker noch die Wirtschaftsgiganten noch die Profiteure des Systems und erst recht nicht diese von jenen abhängigen Medienbetriebe es wagen können, diese Wahrheiten so in die Welt zu setzen, dass es auch die Opfer des Systems verstehen. Also, alles ein Wahn, alles nur Schall und Rauch? Trotzdem sind es immer noch die Verursacher des Debakels in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die in Zeitungen, Radio und Fernsehen das Rad schlagen dürfen und Weisheiten kund tun, die sich in nichts von jenen Theorien unterscheiden, die zum Debakel in der heutigen Zeit geführt haben - und keiner merkt es.
Fassen wir zusammen: Börsenwerte krachen, Megafusionen, zustande gekommen unter Anweisung höchstbezahlter Unternehmensberatungsfirmen, erweisen sich als Verlust- und Schuldenfallen, das noch vor Jahren viel gepriesene Japan bezahlt für begangenen Grössenwahn mit dem Kollaps ins Bodenlose wie zuvor die bewunderten Tigerstaaten, die ehemalige Supergrossmacht Sowjetunion darbt an den Ideen eines nicht umsetzbaren Kapitalismusprogramms und wird immer weniger super, alle Infrastrukturen, besonders jene in den USA und in der Sowjetunion - unseren Superirrlichtern der Vergangenheit - verrotten, ebenso die Installationen zur Energieförderung, zu Lasten der Umwelt verfallen vor unseren ungläubig aufgerissenen Augen die Städte, die Strassen, die Eisenbahnen, alle Reichtümer einer hehren Vergangenheit der Technologiegläubigkeit.
Das Hauptvordenker-Ideal, die USA, bezahlt für mangelnde Bildungsprogramme mit dem Missgriff und der Wahl eines unfähigen, blenderischen Präsidenten, der dieses God's own country vollends in den Orkus von Umweltzerstörung, Staatsverschuldung, Missachtung von weniger Gebildeten und Schnellen bei den Theorien des Neoliberalismus stürzen wird, er wird die Zinsen bald einmal unter Null gesenkt sehen wollen zur Förderung eines selbstzerstörerischen Wachstumstraumes, des American dream, und uns das Resultat, diese Verschleuderung aller Gaben von eben diesem Gott des eigenen Landes, genannt Wachstum und Fortschritt, präsentieren und dann wieder beschleunigen lassen - und zu guter Letzt wird diese Supermacht, die zuletzt verbliebene, uns allen zeigen wollen, auf welche Reise sie uns alle noch schicken will: in die beste aller Welten des Kapitals und des Konsumismus zu Lasten des ganzen Rests, alles gesehen durch eine US-rosa Brille der Selbstüberhöhung und des Grössenwahns einer einzigen Kultur. Der Enron-Skandal war nur die Spitze des Eisberges und zeigte mit dem grössten Konkursverfahren in der Wirtschaftsgeschichte, wohin der Weg dieses Gelddenkens ohne Grenzen und sicheren Boden weltweit führen wird.
Alle sehen zu, keiner begreift etwas, alle denken in den gleichen überholten Normen und Schablonen. Die ewig gleichen Gesichter erzählen die ewig gleichen Lügen von der Machbarkeit jeden politischen und wirtschaftlichen Unsinns, die Medien erlaben sich am grausamen Schauspiel der nicht entwirrbaren Gedankengänge, ebenso kurzsichtig, unkreativ und gedankenlos wie der sie umgebende Rest, alle hauen auf die Pauke und alle kommen sich dabei "affengeil" vor. Die Jungdynamiker des Lebens, jene, die nie gelernt haben, dass die Unbeschwertheit des Seins, diese Leichtigkeit des Nichtwissens, nur ein Vortäuschung ist, eine Fata Morgana der Selbstüberschätzung des falschen Wirklichen, sie haben nun das Zepter übernommen, die Frucht unserer Fehlerziehung und Unaufklärung über die Vergangenheit und die Grenzen des Machbaren, sie führen uns in eine Welt, deren Ende wir uns bei Fortführung der Programme noch nicht einmal im Entferntesten ausmalen können, vor allem in der westlichen Ersten Welt, aber auch in den "Entwicklungs"-Regionen dieser Welt , wo noch die letzten Schätze der Natur und der Menschheit vernichtet werden, in einem unvorstellbaren Geldgierrausch der Wenigen, und alle applaudieren sich selber zu und am Schluss stehen alle mit leeren Händen da, aber noch immer werden die gleichen Köpfe, die inzwischen rauchen wie Kamine, aber immer noch nicht ins Rollen gekommen sind, uns diese Welt erklären wollen und wir stehen da, dumm wie immer, und staunen mit offenen Mündern vor so viel Irrwitz des Unerklärbaren.
Dies alles hat eine Eindimensionalität des Denkens erreicht und uns alle ergriffen, die jene Menschen, die noch vernetzt und in langen Zeiträumen zu denken vermögen, in die Ohnmacht, in die Wortlosigkeit treibt, eine unerklärbare Lethargie des Nichts-tun-Könnens erzeugt, eigentlich hinein in einen Zustand des Wahnsinns als Ausfluss einer Ohnmächtigkeit des Geistes, eines Zustandes des schmalen Denkgrades, wie es ihn in dieser Art bisher noch nie auf Gottes Erden gegeben hat. Und weil keiner diesen Wahnsinn so in Worte fassen kann, dass es alle verstehen können, gerade aus diesem Grund wird unsere überverwirtschaftete und -verwaltete Gesellschaft ins Bodenlose stürzen, nicht aus sozialen oder ethischen Gründen, sondern aufgrund der Phantasielosigkeit liberaler Hirne, aufgrund konservativen Denkens, was heisst: Konservierung untauglicher Denkmodelle der Machbarkeit. Vor unseren immer weniger wachen, von der Schnelligkeit des Geschehens immer müder gewordenen Sinnen aufgrund einer Überforderung der immer weniger verstehenden Hirne, angesichts der Tatsache eines immer schlechter werdenden Geistes- und Wetterklimas, einer immer ärmeren Umwelt, immer grösserer Schuldenberge, immer tieferer Zinsen und Börsenwerte, einer immer schneller expandierenden Weltbevölkerung, immer mehr Abtreibungsgegnern, immer mehr Religions- und Sektenfanatiker, immer mehr Waffen in Haushalten und Staatskellern, immer neuer Päpste der Selbstverblödung der Massen, immer mehr falsche Hoffnungen schürender Internet-, Kommunikations- und Bildungsprogramme, immer abstruser werdender Wissenschaftstheorien der Machbarkeit von Wirtschaft, Wachstum, Fortschritt, immer mehr Genmanipulation, Tierseuchenbekämpfung, Menschenseuchenbekämpfung - vor all diesem Schrott des Zeitgeschehens stehen wir also. Und immer noch haben wir absolut nichts verstanden von den Mühlen, die uns selbst zermalmen.
Die Denkenden kennen das Ziel der "Fortschrittlichen": Die Unsichtbarmachung des Wesentlichen und Fundamentalen in dieser Welt, die Vernebelung des einzig Wahren und Wichtigen: Eine Menschheit zu bleiben respektive wieder zu werden, wo normale Menschen in einer intakten Umwelt noch Tausende von Jahren, unter anständigen Lebensbedingungen und mit ethisch vertretbarem Geist, zu leben gehabt hätten.