Müsste ein Philosoph heute nicht alle Fähigkeiten der Welt, aller Berufe, aller Wissenschaften, aller Lexiken und aller geistigen Vorgänge besitzen, BEVOR er an eine Gesellschaftskritik gehen kann? Ist er nur berechtigt, sich zu Fehlentwicklungen der heutigen Gesellschaft zu äussern, wenn er den totalen Durchblick besitzt - sozusagen als letztverbliebenes Universalgenie auf diesem Planeten? Diese heute akzeptierte Theorie ist natürlich Unsinn, denn die fundamentalen Irrtümer in einer Gesellschafts-"Ordnung" zu erkennen vermag jeder, der fähig ist zu denken. So wie ein Hitler, Milosevich, Pinochet oder Reagan fähig war, ganze Völker zu regieren, als kaum durchschnittlicher Denker, so kann ein Jeder erkennen, wie die Funktionen einer Gesellschaft ineinander greifen. Kein Machtmensch war je intelligent genug, um sich anmassen zu dürfen, über viele Menschen ein Machturteil abgeben zu können. Die Machtausübung einzelner Individuen über Menschen und Systeme ist die Hauptursache unserer gesellschaftlichen Fehlentwicklungen.
Muss deshalb die "Demokratie", als Weg der Macht des Volkes, stellvertreten durch dem Grössenwahnsinn verfallene Machtmenschen und Staatsführer, die Lösung einer lebbaren Zukunft bringen? Heilige Illusion! Dass die Demokratie diese Machtausübung einzelner verhindere oder gar - wegen der sozialen Kontrolle und der Juristerei als dritte Kraft im Staat - verunmögliche, ist ein schlechter Scherz. Die Beeinflussbarkeit der Massen durch gewählte Machtmenschen, versehen mit ihrer Mediengewalt und einem Instrumentarium zur politischen Einwirkung auf weite Bereiche unserer Gesellschaft, ist dermassen gross, dass eine wahrhafte politische Freiheit des Einzelnen im demokratischen System kaum möglich ist. Die Mehrheiten der Volksschaften wurden von Regierenden und Potentaten zu allen Zeiten am Gängelband geführt und erreichen (siehe Wahlkampf in den USA heute) unter dem Einfluss und mit Hilfe der Industrie, der Wirtschaft und der Wissenschaft genau das, was von ihnen ultimativ verlangt wird:
- Bestehende Verhältnisse zementieren
- Reiche reicher und Arme ärmer machen
- Machthungrige in ihrer Macht bestätigen
- Wirtschaftssysteme so belassen, wie sie sind oder sie auf ihrem Irrweg noch verstärken
- Wissenschaftler anregen, technologisch statt menschlich philosophisch zu denken
- Den Planeten Erde zu plündern und auszusaugen bis zum bitteren Ende
- Den Wahnsinn des Wachstums als begründbare Ideologie wahrzunehmen und diesen in Wirtschaft, Verkehr, falschen Technologien und Wissenschaften voranzutreiben.
Alles, alles wird zu Gunsten irgendwelcher obskurer Interessengruppen, die längst den Überblick über das real existierende Chaos verloren haben, vorangetrieben. Und dies geschieht vor unseren Augen und Sinnen und wäre auch nicht zu korrigieren, wenn das Volk in Weisheit regiert würde, denn um die "Diktatur der dummen Mehrheiten" zu vermeiden, müsste vorerst einmal ein neues Aufklärungszeitalter über die Erde kommen. Doch vor diesem Paradigmenwechsel gilt vorderhand: Die Mehrheiten der Nationen sind in oben beschriebenem Sinne dumm. Und aus diesem Volk rekrutieren wir die zukünftigen Politiker, Unternehmensführer und Technokraten! Warum sind wir erstaunt, wenn dann das Resultat einer Gesellschaftsordnung ohne Regelung durch das Denken ordnender und aufklärender Philosophen sichtbar wird?
Deshalb glauben die Denker dieser Zeit, dass eine philosophische Urteilsfähigkeit der Massen in dieser komplexen Welt ebenso wenig möglich sei wie die Erreichung eines Sinnes für die politische Freiheit der Massen. Dieser Glaube ist einer der geheimnisvollsten Fehlschlüsse des modernen Zeitalters. Die Erkenntnis des Realen lebt aus dem Grundsatz, dass es nichts nützt, wenn einige wenige privilegierte Geistesgrössen einen weisen Bezug zum Geschehen des Realen in dieser Welt einigermassen herstellen können, sondern dass eine Veränderung der Lebensgrundlagen erst dann bewirkt wird, wenn die grossen Massen aller Völker der Erde den Sinn dieser Weisheiten verstehen und ihr Denken im Alltag danach ausrichten können.
Die zerstörerischen politischen und wirtschaftlichen Sachzwänge, die vorzu künstlich erschaffen und noch verstärkt werden und aus einer uralten philosophischen Tradition leben, verhindern es in dieser sehr wichtigen Zeit vor dem Kollaps unserer Systeme, dass die Weisheiten zu erlangen sind, die trotz ihrer grossen Einfachheit nicht ins Denken der Menschen einfliessen können. Den Preis bezahlen sie alle, die Privilegierten wie die unwissend vor sich hin Vegetierenden. Da hilft auch das Rechtssystem der Demokratie nicht weiter. Der Geist bestimmt das Sein. Das politische System ist wertlos bei der Betrachtung des Problems im Sinne des zu erreichenden Ziels, dem Ziel der Veränderung unserer Wirklichkeit, um den Niedergang unserer Zivilisation zu Lasten aller aufzuhalten.