Die ewig gleichen Fragen

Die ewig gleichen fundamentalen Fragen stellen, könnte dies nicht langweilen, weil diese Fragen offenbar nie zu vernünftigen Antworten führen? Das Gegenteil ist wahr: Die Erkenntnis über das Seiende ist die einzige noch wahre und ernstzunehmende Wissenschaft der Menschheit in Zeiten unkontrollierbarer Entwicklungen. Nicht der Griff nach den Sternen, das "Alles erklärbar machen, was erklärbar scheint", nicht das lebensstylische Plaudern über das Ausserirdische, das Übersinnliche, das Esoterische, das Astro-"logische" machen das Wesen des Menschen aus, sondern die Erklärbarkeit des Funktionierens des simplen Zusammenlebens alles Seienden hier und jetzt auf der Erde ist das einzige Thema, das geistig in höhere Sphären führen kann. Nicht nur der Makrokosmos, auch der Mikrokosmos ist solange uninteressant, bis wir endlich verstehen, dass wir von der Erkenntnis durchdrungen sein müssen, wie wir es machen, um uns nicht selbst vom Erdball weg zu technologisieren durch falsch angewandtes Umsetzen der vorhandenen globalen Denkkraft.

Dieser falsch gewählte Ansatz wissenschaftlichen Denkens ist ein Irrsinn: alles Kleine zu begreifen, vor dem Grossen zu kapitulieren und dabei nie etwas verstanden zu haben. Dieser Ehrgeiz der Menschheit ist nur erklärbar durch die Absenz höheren philosophischen Denkens, durch die Kapitulation des Denkens vor dem technologisch Seienden. Was soll Einsteins Relativitätstheorie, dieses hochstehende Gedankengebirge (das sich vielleicht in einer späteren Zeit als Gedankenruine erweisen wird, unabhängig davon, ob Einstein klarsichtig war und die Dinge richtig interpretierte oder ob er in den Augen der Nachwelt geistig  doch sehr klein dasteht vor einer unverstandenen Realität), diese Theorie über die Erkenntnis der Funktionsweisen der Galaxien seit dem Urknall und seinen Folgen, Basis für das Wissen über die Schaffung von Kernkraftwerken und Grossraumflugzeugen und für andere Kreationen unkontrollierbarer Wissensanwendung, wenn nur wenige hundert Menschen diese Theorien und Technologien überhaupt als Einzelwesen einigermassen verstehen und dabei doch politisch und philosophisch gesehen affengleichen Wesen bleiben? Wollen wir das Wissen über das Funktionieren der Gesellschaft endgültig und bis zum Erwachen aus der Lethargie ausschliesslich den vorbehaltlos Technologiegläubigen überlassen und die ganzheitlich reflektierenden Denker im Raum der Geschichtlichkeit vergessen?

Diese Fragestellung führt zur einzig hoffnungsvollen Analyse unseres heutigen Seins auf diesem engen Planeten, der einzigen Lebensbasis für die Spezies Mensch. Die Frage, wie die Maschine Erde funktionieren kann trotz der unglaublich überheblichen und zerstörerischen Existenz eines Wesens, dem wir den Begriff "Mensch" gegeben haben und das eigentlich seine Lebensumwelt nie begriffen hat. Trotzdem wird grossspurig vom philosophisch denkenden Mensch gefaselt. Doch ganz zu Beginn meiner Reflexionen, die noch sehr tief gehen werden, muss vorerst die  e i n e  Frage gestellt sein: Was ist er, der Mensch? Was ist das Wesen, das wir nicht verstehen und trotzdem glauben, schon alles begriffen zu haben? Bei dieser Fragestellung realisieren wir, dass wir noch nicht einmal unser eigenes Ebenbild erkennen und uns eine unstatthafte Parallele zu einem selbsterdachten Gott herstellen. Die Limitiertheit des Menschseins und die Winzigkeit bezüglich seiner Gestaltungsmöglichkeiten des Seienden müssen im Interesse eines Erwachens über die tatsächlich geschaffene Erdenwelt ultimativ durchschaut werden. Die Mächtigen, die unsere Entwicklung vorantreiben und steuern, sind blind und dumm den Realitäten des Seins und des Lebens gegenüber. Und alle anderen, die Völker und die Politiker, sind Sklaven der wirtschaftlichen und technologischen Übersteuerung, sie funktionieren dumpf und schwach in den gegebenen Verhältnissen vor sich hin.

Dieser Endpunkt in der Menschheitsentwicklung war zu keiner Zeit der erstrebte philosophische Denkansatz von wirklich intelligenten Menschen, bei welchen Ethik, Moral und Sozialisierung zuoberst auf der Pyramide des Denkens standen. Sie wollten eine menschenwürdige, eine tier- und naturwürdige Gesellschaft, sie wollten einen lebbaren Planeten, sie wollten eine Menschheit, in der man auf die Denker und die Weisen stolz sein könnte. Es ist traurig erkennen zu müssen, dass es Zeiten gab, als die Geistesrichtung stimmte, sich aber in der Folge unter wissenschaftlichem Druck so veränderte, dass sie sich nun mit Lichtgeschwindigkeit in eine Richtung entwickelt, die nur im totalen geistigen und ökologischen Chaos enden kann. Und dabei haben wir noch kaum eine andere Wahl. Wer auch immer auf die Gefahren aufmerksam macht, wird als geistig unmoderner Zurückgebliebener klassifiziert, der sich den Gegebenheiten auf dieser Erde nicht mehr anpassen will und kann.

Im Unaussprechlichen liegt letztendlich die Begründung, warum philosophisches Denken in der heutigen Zeit verpönt ist. Es entspricht nicht mehr unseren Denknormen, unserem Zeitgefühl, unseren Entwicklungsvorstellungen. Und wer diese Entwicklung mitverfolgte - mit beklemmenden Gefühlen und immer auf der Flucht vor der Wahrheit und vor seinem eigenen geistigen Anspruch - ist heute verzweifelt und lediglich noch daran interessiert zu erfahren, ob seine Voraussicht eintrifft, und wenn ja, zu welcher Zeit und in welcher Form. Das ist wenig, viel zu wenig, um die Fehlentwicklung eines gesamten Weltentwurfs für die Bevölkerung eines Planeten noch aufhalten zu können, eine Welt des Menschen, die technologisch, geistig und philosophisch auf die letztmögliche Mauer zustürzt, ein Vorgang, den Machtmenschen längst nicht mehr in seiner vollen Tragweite wahrzunehmen im Stande sind.