Fahrzeuge brauchen Benzin - Weltwirtschaft Cash

Die obige Kritik am IWF ist am besten mit einem Vergleich zu illustrieren: Um ein Auto, ein Flugzeug oder ein Schiff fortzubewegen braucht man Benzin, Diesel oder Kerosin. Dies nennt man Fortschritt: Alle Fortschrittsgläubigen predigen von morgens bis abends das eine: Wir brauchen Fortschritt und Wachstum, um die Arbeitslosigkeit und die Armut zu bekämpfen. Wir brauchen steigende Bruttosozialprodukte, und zwar in allen Ländern der Welt, nur so kommen wir aus allen Engpässen.

Was für die Fahrzeuge, diese weltverpestenden Ungeheuer - eigentliche Spielzeuge für Erwachsene zum Zweck der langsamen und freudvollen Selbstschädigung, die vom Teufel nicht zur unbeschränkten Fortbewegung erfunden worden wären, sondern als schlaue Droge der rasant beschleunigten Weltvergasung - stimmt, gilt noch viel mehr für die Weltwirtschaft: Das Benzin dieser Wirtschaft ist das Geld. Ungeheure Mengen unkontrollierbar gewordenen Geldes fliessen sinnlos um den Globus, wobei die Nachteile die Vorteile immer schneller und immer mehr überwiegen. Es ist absehbar, dass alles im totalen Chaos enden wird. Es wird immer mehr zu Ungerechtigkeiten in der Verteilung der Mittel kommen, zu Machtkämpfen, zu Kriegen, zu Hungers- und Wassernöten, zu Korruption und zu mafiaähnlichen Gebilden.

Derweil jubeln die Wirtschaftsführer: Sie spinnen, diese Weltwirtschaftsverbesserer. Ihr Denkvermögen klammert immer und immer wieder aus: Grenzen des Wachstums, Beendbarkeit der Ressourcen, Grenzen der Umwelt- und Menschenbelastung, Unmöglichkeit der Tatsache, dass alle Länder der Welt den Lebensstandard der USA besitzen könnten und vieles mehr, das mit etwas mehr Würde im Reflektieren sofort als Irrtum erkannt würde. Es ist einfach nicht verständlich, dass im Jahr 2000, mit all den Erkenntnissen, die wir bis heute besitzen, die etablierten Schichten sich wichtig tun vor den Fernsehkameras und in Zeitungsspalten mit ihrer Schizophrenie des Denkens, ihrem Glauben an die Machbarkeit der Realität, ein Glaube, der schon bald mit Überschalltempo an der Machbarkeitsgrenze zerschellen wird.

Ein denkender Mensch begreift die Welt nicht mehr, weil er die Intelligenzija der Welt nicht mehr versteht. Es ist unglaublich, wie diese hoffnungsvolle Sicht auf die Zukunft der Menschheit und des Planeten, in Anbetracht der real existierenden Endzeitprobleme, von der Elite vorangetrieben wird. Woher diese Dummheit, diese Eingeengtheit des Denkens? Alles nur falsche Erziehung, gedankenlose Bildungsprogramme, Universitäten mit vergangenheitsgetränktem Macht- und Machbarkeitsdenken? Oder der Wille zur Macht und somit zum gewollten falschen Verstehen der Wirklichkeit?

So wie wir uns heute wundern über die Päpste, die Galileo das Denken über die Wahrheiten im Kosmos verbieten wollten, so werden wir in fünfzig Jahren die Wahrheit über unsere Denkillusionen wissen und wir werden uns wundern über die Gedankenlosigkeit aller Schichten in der heutigen Zeit. Ich selbst verstehe nur noch "Bahnhof". Es ist am besten, wenn ich mein Denken auf die populäre Metapher des "Bahnhofs" - als Synonym einer Gedankenlosigkeit in Zeiträumen von Tagen der instanten Befindlichkeit - reduziere, um angesichts der grassierenden Selbstverblödung unserer Spezies nicht irre zu werden. Doch ich kann diese Fundamentalkritik nicht im Raum stehen lassen, ohne zu zeigen, welches die Alternativen zur Geldwirtschaft sein mögen: Das neue System zur Veränderung der Denkprioritäten, und damit die Auslösung eines Programms zur Vermeidung des Destruktionsprozesses an unserer Lebensgrundlage, ist im Prinzip ganz einfach. Nicht das gemeine Volk muss und kann verstehen, wie die bestehenden Verhältnisse zu ändern sind, sondern die bestimmende Elite und die Denker dieser Welt müssen durchsetzen, dass eine neue Philosophie geschaffen und an allen Universitäten der Welt verbreitet wird, zum Nutzen zukünftiger Eliten in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.

Diese Philosophie lautet: Ersatz des Geldes durch Know-how. Die Geldwirtschaft wird abgelöst von einem System, in welchem vorerst Klarheit geschaffen wird, welche Bedürfnisse die Spezies Mensch auf diesem Planeten hat, wie diese Bedürfnisse zu befriedigen wären und welche Menschen sich eignen, die Bedürfnisse weltweit in die Tat umzusetzen, und zwar - und dies ist entscheidend - unter Mitwirkung aller Menschen dieses Planeten, nach Massgabe der Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen. Das Zielprinzip ersetzt nun das Leistungsprinzip, die Idee vom Reichwerden einzelner Privilegierter um jeden Preis wird von der Idee des Überlebens aller Menschen unter stressfreien Bedingungen ersetzt.

Man wird sehen: Statt eines Systems der Geldverteilung funktioniert ein neues System der Kleinräumigkeit, der kurzen Wege im Bereich von Produktion und Transport, der Langsamkeit der Entwicklung unter kontrollierbaren Verhältnissen, der Verteilung von intelligentem Know-how, das heisst Hilfeleistungen geistiger und personeller Art, Abgabe von Lizenzen und Produktionshilfen, Aufbauhilfe in landwirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht in allen Teilen der Welt, verbesserte Bildung und intelligentere Ethik der Regierenden aller Nationen, viel besser und vernünftiger. Dies alles und noch viel mehr muss bald in die Tat umgesetzt werden mit Hilfe eines durchdachten Programms des Back to the roots, denn unsere Chancen zur Verwirklichung einer neuen Prioritätssetzung und vor allem die verbleibende Zeit für einen machbaren Denkwechsel sind begrenzt. Primäres Anliegen und höchstes Ziel bei all diesen Anstrengungen muss immer sein: Beachtung von Umweltschutzgesetzen, die von der Natur selbst gegeben sind, Vermeidung des Verbrauchs aller Rest-Ressourcen und Verkraftbarkeit des Menschseins und seiner Technik-, Informations- und Wissensexplosion auf diesem Planeten, Vermeidung von stressbedingten Massendepressionen und weitverbreiteten Angstpaniken und schliesslich Schutz für alle Tier- und Pflanzenarten und der Natur als Gesamtbild selbst.

Ziel ist also die Selbstkontrolle der Auswüchse der Spezies Mensch im Zeitalter der Unkontrollierbarkeit allen wirtschaftlichen und politischen Seins. Diese Änderung geschieht nie und nimmer über die simple Veränderung von Mechanismen in den bestehenden Verhältnissen. Der einzige Ausweg aus dem Chaos der selbstlaufend rasenden Entwicklungen kann nur noch sein: eine fundamental andere Denkweise, eine neue Erkenntnisbildung und Geisteshaltung in Bezug auf unsere Daseinsberechtigung - kurz, eine neue Philosophie des Denkens der Machbarkeit - zu Zeiten der vernichtenden Realitätsbildung am Ende einer Periode der kurzsichtigen und überheblichen Technologie- und Geldgläubigkeit.

Allerdings bin ich selbst nicht so naiv zu glauben, alles hier Gedachte würde von den heutigen Eliten und "Philosophen" goutiert oder gar ernst genommen, ganz im Gegenteil: Ich schreibe für eine spätere Generation, die den Imperativ des Verständnisses, was bis jetzt falsch gelaufen ist mit dieser Welt, begreift und eigentlich keine andere Wahl hat, als neue Denkansätze zu finden. Das Resultat einer Selbstschwächung des Systems infolge aller wirtschaftlichen, ökologischen, ökonomischen, politischen und zusammenfassend gesehen geisteswissenschaftlichen Engpässe des Denkens steht uns kurz bevor. Noch dreissig bis fünfzig Jahre und keine Macht der Welt kann die Kontrolle über die lebenserhaltenden Vorgänge auf der Erde noch behalten. Was bleibt sind privilegierte Überlebende aller Gattungen, wobei viel vom Zufall abhängen wird, wer in dieser Niedergangsspirale privilegiert sein wird. Und für diese Rest-Menschheit nach der globalen Katastrophe will ich schreiben, solange ich selbst noch leben und denken kann.