Ich lese eine Geschichte über das Entstehen des Perpetuum mobile. Sämtliche Geister der Welt haben sich an dieser Unmöglichkeit vergriffen, und so tue ich es jetzt eben auch. Mit Wasser, Luft, Feuer, Federn, Mechanik, Elektrik und Elektronik ist es nicht gelaufen, aber auch die Atomwissenschaft fand keine Mittel, mechanische Wirkung zu erzielen ohne den Einsatz von Energie irgendwelcher Art, die sich verbraucht während des Laufes des Perpetuum mobile. Ist eigentlich logisch, dass ein Kraftverbrauch eine Energie, die sich verbraucht, benötigt.
Doch die Geister haben alle zu wenig nachgedacht. Die Wahrheit ist: Die Welt ist voller freier Energie, die nur darauf wartet, umgesetzt zu werden. Einmal abgesehen von Sonnen-, Wind- und Wasserenergie aus laufendem Wasser und Ebbe und Flut sind gewaltige Magnetkräfte, Anziehungskräfte und vor allem Zentrifugalkräfte durch die Erddrehung vorhanden. Es müsste möglich sein, in den Wüsten Riesenräder anzubringen, die allein von der Erddrehung in Bewegung gesetzt werden, mittels Anziehungs- und Abstossungskräften, vielleicht direkt auf dem Äquator, ein Rad von leichter Bauart, das einen Durchmesser von hundert Kilometern umfasst und am Rand haufenweise Generatoren antreibt, die über Supraleitungen diese Energie in die zivilisierten Gebiete der Erde transportierten. Eine andere Möglichkeit wäre die Ausnützung von thermischen Auf- und Abwinden, an Meeresküsten oder zwischen Wüsten und kalten Gebieten, wo die Winde in einer Art Lamellen oder Mulden aufgefangen würden und einen Vortrieb verursachen könnten. Oder ganz einfache Mechanismen, die Temperaturschwankungen von Extremen in sensiblen Materialien auffangen, die den Differenzgehalt in Energie umwandeln könnten, immer mit Hilfe riesiger und schwerer Räder mit grossen Trägheitsenergien oder irgendwelchen Flächen der Gigantomanie.
Eine andere Idee wäre es, dass dieses Riesenrad mit einem unendlich hohen Gewicht und somit einer unendlich hohen Trägheit und innewohnenden Energie mit Magnetismus, dem Erdmagnetismus, arbeiten würde. Ich stelle mir vor: Auf der Ostseite des Rades werden Kompasse so installiert und magnetisiert, dass sie gegen Norden zum Magnetpunkt ziehen. Einmal im Norden angelangt, werden diese "Kompasse" entmagnetisiert, bis sie wieder auf der Ostseite des Rades zu ziehen beginnen. Das "Giganto-Rad", einmal mechanisch in Bewegung gesetzt, dreht sich danach immer rascher, erzeugt immer mehr Energie und ist eigentlich nie mehr zu stoppen. Wir haben die ewige Energiequelle gefunden und das Perpetuum mobile erfunden. Alles ganz einfach und logisch.
Doch die Gefahr ist nicht, dass das Perpetuum mobile nie erfunden wird und funktioniert, sondern dass wenn es tatsächlich erfunden wird eines Tages, dieses Ding, als Schwungrad des Wahnsinns die Machbarkeitsidee und damit die Selbstzerstörung der Menschen noch schneller antreibt und uns schliesslich aus der Planetenbahn wirft, im übertragenen wie im wirklichen Sinne verstanden. Wir sind nämlich verurteilt, für ewig um die Sonne zu kreisen und für ewig mit den Energien auf der Erde auszukommen. Was dieses Gleichgewicht der Natur stört, zerstört unsere für Menschen lebbare Welt. Dies geht ohne weiteres, wenn man meine Schriften liest und verstanden hat. Wer den tieferen Sinn des von mir offerierten geistigen Perpetuum mobile nicht kapiert, hat kein Recht auf die Benützung eines mechanischen, Elektrizität erzeugenden Monsters.
Der ganze Wissenschaftsbetrieb fusste auf der Illusion, dass mehr Technologie, mehr Information, mehr Energie, mehr Motoren, mehr Wachstum und mehr Fortschritt eine Gabe Gottes sein würde. Das Gegenteil ist wahr: Wo das System in sich selbst selbstdestruktiv ist, wird jedes MEHR zum Damoklesschwert für die gesamte Menschheit. Deshalb wird das beste Perpetuum mobile dasjenige sein, das wertvolle von wertloser Wissenschaft unterscheidet und im langfristigen Überlebensprozess der Erde als Ganzes nur noch jenes Wissen zubilligt, das dem Planeten keinen Schaden bringt und eventuell sogar noch Nutzen stiftet. Deshalb werden Grossprojekte, neue Erfindungen oder Entwicklungen, neue Wissensbereiche nicht mehr blind auf die Menschheit losgelassen, sondern nur nach genauestem Studium eines Wissenschaftsrates im universellen Massstab geprüft, bewilligt und versuchsweise eingeführt. Wo Unsicherheiten bezüglich der Nebenwirkungen bestehen, wird diese Einführung hinausgeschoben, bis die Zweifel beseitigt sind.
Diese Art von Perpetuum mobile braucht diese Erde dringendst, bevor wir an der eigenen Wissensblase falscher Propheten des Machbaren jämmerlich verrecken, also in ein Rad geflochten werden, das sich von selbst zu unserem Untergang dreht und gedreht hat, bis keine Macht der Welt dieses Rad mehr zum Stillstand bringen kann. Wer mich einen Pessimisten schimpft, hat gar nichts verstanden. Ich würde diese Empfehlungen nie schreiben, wenn ich nicht ein unverbesserlicher Optimist wäre, der tatsächlich an die Gescheitheit der Menschheit als Ganzes glaubt. Glauben ist hier allerdings falsch: Ich glaube und ich hoffe nicht. Ich denke, dass es nicht anders geht, als wie ich es immer und immer wieder darzustellen versuche.
Und woran erinnert nun dieses "Immer und immer wieder"? Etwa an ein geistiges Perpetuum mobile einer nobleren Art, als alle Maschinen des Wahnsinns des Denkens und der Illusionen der Machbarkeit es zuvor waren?