Warum Schachmeister keine Genies sind

Wir sind meist der Meinung, dass die Weltelite der Schachspieler sehr intelligent sei. Das ist ohne Zweifel richtig. Es braucht höchste Intelligenz, um Tausende von Spielsituationen zu memorisieren und jederzeit in der Lage zu sein, auf jeden Zug des Gegners einen noch besseren Zug zu erfinden. Doch wie ist die ganze Komplikation entstanden? Indem seit Jahrhunderten Schach gespielt wird und alle berühmten Eröffnungen, Züge, Konstellationen und Schlussspiele festgehalten worden sind, ist für Spontaneität während des Spiels nicht mehr viel Platz. Ganz im Gegenteil. Ein Schachspieler wird dann Weltmeister, wenn er möglichst viele Spiele memorisiert hat und seine Gehilfen, die Computer-Schachroboter und seine Schachassistenten, vorzu jeden möglichen Zug vorsondieren. Und dies geschieht nur wieder dadurch, dass gleiche Konstellationen von früher her bekannt sind und man deshalb "weiss", welche Züge die erfolgversprechendsten sein würden.

Heute ist es bereits so, dass simple Maschinen jedes Schachgenie spielend schlagen können, was vor wenigen Jahren absolut undenkbar war. Man hielt den Menschen für das intelligenteste Wesen und die Schachspieler waren der Beweis für die Theorie. Deshalb hier die Bestätigung meiner Beweisführung: Ein Computer kann Spielkonstellationen viel besser speichern als das menschliche Hirn. Der Schachspieler ist überflüssig geworden und dies ausgerechnet gemessen am angeblich anspruchsvollsten Tun im intellektuellen Bereich dieser Spielwelt. Ist ein Computer intelligent? Meine These: Ein Mensch, der einen Computer programmiert, wird damit selbst zum Computer. Er hat den Abstieg vom selbständig denkenden Mensch geschafft, hin zum menschlichen Programmcomputer des Eingebens simpler Spielsituationen in Millionenhöhe, die denkende Menschen in der Vergangenheit gefunden haben.

Denkfähigkeit? Genialität? Weiter gedacht, als je ein Mensch zuvor? Alles Blödsinn. Selbstbeschränkung auf einen engen Denkkreis, ewige Wiederholungen, ewiges Repetieren des ewig Gleichen, Spezialistentum auf höchstem Tiefniveau, Missbrauch von natürlicher Intelligenz um ein sehr schweres Spiel, das die Menschheit in Selbsterkenntnis keinen Schritt weiterführt. Vergleichbar mit nobelpreiswürdigen Taten in engsten Denkgefängnissen von nicht zusammenhängendem Spezialistentum. Vergleichbar einem Formel 1-Rennfahrer, der es am besten versteht, ans Limit vor dem Crash zu fahren. Alles Genies oder doch eher Idioten des Spezialistentums? Eine reine Frage des Standpunktes. Vom alltäglichen Standpunkt verstanden, sind diese Menschen alle hoch einzuschätzen. Ein denkender Gott ausserhalb dieser Welt würde nur den Kopf schütteln über so viel falsche Gewichtung des Wesentlichen dieser Welt. Vielleicht sprenge ich wieder einmal den Rahmen des normal Denkbaren, wenn da nur nicht, ja, wenn da nur nicht dieser Vergleich mit den ewig falschen Zielen allen Lebens auf diesem Planeten das Dauerthema meines Schreibens wäre, und abgeleitet davon ein Grund ist für das Nicht-Erkennen von falschen Prioritäten.